Über christliche Achtsamkeit und den mystischen Weg zur göttlichen Offenbarung
Geliebte/r Suchende/r,
Wenn du diese Zeilen liest, hat dich der Herr bereits hierher geführt. Du bist schon ein/e Zeuge/in, schon ein Teil der Handlung. Es bleibt nur, dies anzunehmen.
Annehmen heißt, deinen Platz im göttlichen Plan zu erkennen und dem heiligen Wirken zu erlauben, sich durch dich zu vollziehen. Darin liegt der Sinn, nach dem jeder Mensch ein Leben lang sucht.
Epiphanie ist die Offenbarung. Kein Symbol, kein Bild — sondern die lebendige Gegenwart Gottes unter uns. Die Praxis der christlichen Achtsamkeit macht den Menschen zu einem Werkzeug seines Willens und zu einem lebendigen Zeugnis des Wunders.
Der/die Zeuge/in (M) ist, wer den Herrn durch seine/ihre bewusste Gegenwart und das Wissen um das bereits Geschehene preist.
Die Handlung (Π) ist, wer den Herrn durch Taten und das Erfüllen seines Willens im Jetzt verherrlicht.
Der/die Angenommene (Δ) ist das Lamm Gottes, das sich selbst auf den Altar legt, damit durch ihn oder sie das heiligste Wunder geschehe.
„Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch …“ (Apg 2,17)
Die Heilige Schrift ist zugleich Text und Leib. In ihr ist alles enthalten: Frage und Antwort, Hoffnung und Prüfung, Anfang und Ende. In der Schrift finden wir Bilder der Angenommenen, der Handlungen und der Zeug/innen. Alles war schon einmal — und wird wieder geschehen.
Indem wir unseren Platz annehmen, werden wir zu Werkzeugen Gottes. Darin liegt unsere Heiligkeit und unsere wahre Seligkeit. Wir erfüllen seinen Willen durch unsere Taten, unseren Körper, unsere Stimme und sogar durch unser Schweigen.
„Wir sind der Ton, und Du bist unser Töpfer.“ (Jes 64,8)
Der/die Angenommene ist das Gefäß, durch das Gott wirkt.
Die Handlung ist sein Wille, der durch uns in die Welt tritt.
„Und ich hörte die Stimme des Herrn, der sprach: Wen soll ich senden? Da sprach ich: Hier bin ich, sende mich!“ (Jes 6,8)
Der/die Zeuge/in erklärt nicht, was er/sie sieht. Er/sie preist Gott durch die bloße Tatsache seiner/ihrer Gegenwart und das Bewusstsein des Gesehenen.
„Und ich sah, dass das Lamm eines der sieben Siegel öffnete, und ich hörte eines der vier Wesen mit einer Stimme wie Donner sagen: Komm und sieh!“ (Offb 6,1)
Christliche Achtsamkeit ist kein Weg zur Erlösung. Sie ist der Weg zur göttlichen Offenbarung — zur Erkenntnis des Sinns in der Freude des Wirkens, im Glanz des Zeugnisses und sogar in der Demut vor dem Schmerz der Annahme. Wer dies erkennt, sucht keine Erlösung. Er nimmt einfach seinen Platz ein — und preist darin den Herrn.
So sei es.